Zahlen, Daten, Fakten

Viel bewegt im Stillstand

Noch nie so wenig Menschen auf Hartz IV angewiesen

Kreis Steinfurt. Viel bewegt im Stillstand, so lautet das Fazit des jobcenters Kreis Steinfurt für das Jahr 2020. Trotz der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns falle die Bilanz des Jobcenters für das vergangene Jahr positiv aus, so der Vorstandsvorsitzende des jobcenters Kreis Steinfurt Tilman Fuchs.

Denn noch nie seit der Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende waren so wenig Männer, Frauen und Kinder im Kreis Steinfurt auf die Unterstützung durch das Jobcenter angewiesen. Durchschnittlich waren es 20.602 Menschen, wobei ihre Anzahl von Beginn des Jahres bis Dezember um rund fünf Prozent sank. „Die negativen Auswirkungen der Pandemie haben wir in Bezug auf Unterstützungsbedürftige im Kreis mehr als erfolgreich abfangen können“, zeigt sich Thomas Robert, Vorstand des Jobcenters zufrieden. Nicht zuletzt, weil es gelungen sei, vielen Haushalten mit Kindern den Weg in die Eigenständigkeit zu ebnen. So verringerte sich der Bestand an Haushalten, die Grundsicherungsleistungen bezogen, um 332 auf 9.955 Haushalte bis zum Jahresende. Jahresdurchschnittlich betreute das Jobcenter 10.393 Haushalte. Noch nie zuvor waren es so wenig.

Wichtiges Ziel in der Krise, so Tanja Naumann, Arbeitsmarktvorstand, sei es gewesen, allen durch die Corona-Krise in Not geratene Männer, Frauen und Kinder schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Geholfen habe dabei das vom Bund beschlossene vereinfachte Antragsverfahren. „Wir konnten Hilfebedürftigen die Gelder schnell und unkompliziert auszahlen und damit Existenzsorgen im Einzelfall etwas abfedern“, resümiert Naumann zufrieden.

Natürlich ging der Lockdown auch am Jobcenter nicht spurlos vorüber. „Wir waren gezwungen unsere Arbeitsweisen umzustellen“, so Naumann weiter. Kein direkter Kundenkontakt, keine persönliche Beratung, vermehrtes Homeoffice, veränderte gesetzliche Vorgaben waren Herausforderungen, mit denen das Jobcenter umgehen musste. Einen großen Dank sprachen die Jobcentervorstände daher den Mitarbeitenden aus: „Ohne ihr großes Engagement hätten wir nicht so schnell und flexibel auf alternative Beratungs- und Unterstützungsangebote ausweichen können, um auch in der Krise für unsere Kunden da zu sein.“

„Unsere Fachkräfte in der Arbeitsvermittlung mussten beispielsweise Kunden per Telefon oder Mail beraten, weil die persönliche Beratung vor Ort nicht möglich war, so Robert. Das wurde problematisch, wenn Gesprächspartner nur über eingeschränkte Deutschkenntnisse verfügten. Darüber hinaus war es schwierig, Menschen direkt in Arbeit zu vermitteln, da die Wirtschaft durch den Lockdown hart ausgebremst wurde und sich der Arbeitsmarkt entsprechend wenig aufnahmefähig zeigte. „Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir in 2020 nicht an die Integrationszahlen des Vorjahres anknüpfen konnten“, erklärt Robert. Dennoch liegt das jobcenter Kreis Steinfurt mit seiner Integrationsquote von 22,1 Prozent deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt.

Als Folge der im Frühjahr 2020 getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat die Arbeitslosigkeit im Kreis Steinfurt stark zugenommen. Allerdings war der Bereich Grundsicherung für Arbeitsuchende davon kaum betroffen. Das Jobcenter verzeichnete für seinen Bereich nur eine Zunahme der Arbeitslosigkeit von jahresdurchschnittlich 3,7 Prozent auf 6.849 Personen. „Dementsprechend stieg auch unsere Arbeitslosenquote nur um 0,1 Prozentpunkte an“, so Naumann und weiter: Dennoch betreue das Jobcenter mehr als die Hälfte aller arbeitslosen Menschen im Kreis Steinfurt.

Da 71 Prozent der arbeitslosen Menschen im SGB II keine Berufsausbildung vorweisen können und sogar 40 Prozent keinen Schulabschluss haben, müssen sie in der Regel zunächst qualifiziert werden, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Deshalb hat das Jobcenter fast 15 Millionen Euro in die Förderung der Betroffenen investiert und damit Weiterbildungen und Qualifizierungen ermöglicht. Insgesamt haben davon 7.800 Menschen im Kreis Steinfurt profitiert. „Wir können damit Personen, die schon lange arbeitslos waren, den Weg Schritt für Schritt in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ebnen“, ergänzt Naumann. So gelang es dem Jobcenter in 2020, den Bestand an Langzeitleistungsbeziehenden um 4,1 Prozent zu verringern. „Von Langzeitleistungsbezug sprechen wir, wenn jemand in den vergangenen zwei Jahren mindestens 21 Monate finanzielle Leistungen von uns erhalten hat“, erklärt Robert ergänzend. Mit diesem Ergebnis schneidet das jobcenter Kreis Steinfurt besser ab als alle Kreise im Münsterland und liegt deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt.

Mit Blick auf das aktuelle Jahr erwarten die Jobcentervorstände aber einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Bereich der Grundsicherung. „Wirtschaftliche Krisen schlagen sich bei uns in der Regel zeitverzögert nieder“, erklärt Naumann, da die Betroffenen in der Regel zunächst 12 Monate lang Arbeitslosengeld bei der Agentur für Arbeit beziehen würden. Die nächsten Monate würden zeigen, wie nachhaltig die Krise den Arbeitsmarkt getroffen habe.

 

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